Altkatholischer Glaube ist ein katholischer Glaube im Sinne der ursprünglichen Kirche der ersten Jahrhunderte. Die Altkatholische Kirche ist ca. 140 Jahre alt und besinnt sich immer, den alten Glauben in heutiger Form zu verkünden. Hier erhalten Sie einen kurzen Überblick, wie unsere Altkatholische Kirche aus der R-katholischen Kirche hervorgegangen ist.
Papst Pius IX.
Als 1846 ein neuer Papst der Römisch-katholischen Kirche gewählt wurde, erwarteten sich viele Katholiken eine Erneuerung. Doch Pius IX wendete sich konservativen Kreisen zu. Bereits 1854 erhob er die Lehrmeinung von der Unbefleckten Empfängnis Mariens zu einem allgemein verbindlichen Dogma - und das entgegen der bisherigen Tradition der Kirche ohne Zustimmung eines Konzils.
1864 erließ Pius IX. eine feierliche Erklärung, in der er viele Errungenschaften der Zeit, z.B. die Meinungs- und Religionsfreiheit, Pressefreiheit und Demokratie, als widergöttlich und unkatholisch verwarf. Diese Haltung löste besonders unter den gebildeten Katholiken im deutschsprachigen Raum Bestürzung aus.
Das I. Vatikanische Konzil
Pius IX. berief 1869 das so genannte I. Vatikanische Konzil ein. Schon vor der Einberufung des Konzils diskutierte man über eine päpstliche Unfehlbarkeit in Glaubens- und Sittenfragen, sowie über den Allprimat des Bischofs von Rom, d.h. über seine Stellung als "Universalbischof" in der Kirche. Die Meinungen darüber waren durchaus geteilt, es kam zu heftigen Kontroversen unter den Bischöfen.
136 von 778 der in Rom versammelten Bischöfe standen einer Dogmatisierung kritisch bis ablehnend gegenüber. Unter diesen Bischöfen waren vor allem deutsche, französische und österreichisch-ungarische vertreten. Sie lehnten die Lehrsätze mit dem Hinweis ab, dass diese Lehren weder biblisch belegbar seien noch der Tradition der Kirche entsprächen. Unterstützung bekamen die Bischöfe der Minorität durch eine Reihe von anerkannten Theologen, an deren Spitze Propst Ignaz von Döllinger stand, ein berühmter Münchner Kirchenhistoriker.
Der Widerstand wird gebrochen.
Trotz aller öffentlichen Protesten und innerkirchlichen Kontroversen kam es 1870 zur feierlichen Definierung der beiden Papst-Lehrsätze und ihrer Verkündigung durch den Papst. Viele Theologen, Priester und Laien gaben aber auch nach der Verkündigung der neuen Dogmen ihren Protest nicht auf. Aus ihrer Sicht hatten die Dogmatisierungen eine neue, "rom"-katholische Lehre geschaffen.
Da sie die selben Katholiken wie vor dem Konzil bleiben wollten, nannten sie sich "alt"-katholisch: Sie verstanden sich als Katholiken von jeher, die es plötzlich mit einer veränderten Kirche zu tun hatten. Ignaz von Döllinger und viele andere Christinnen und Christen blieben trotz des Drucks von Rom bei ihrer Meinung.
Sie wurden schließlich gegen ihren Willen aus der Römisch-katholischen Kirche ausgeschlossen. Diese antivatikanisch gesinnten Katholiken konstituierten sich aus Überzeugung unter dem Namen "Alt-Katholiken" als selbstständige Kirchen. Unter diesem Namen wurden sie auch in Österreich-Ungarn als eigene Kirche 1877 staatlich anerkannt, in der Schweiz bürgerte sich der Name "Christkatholische Kirche" ein.
Gemeinde-Gründungen, eigenständige Theologie und Kirche
Überall im deutschsprachigen Raum sammelten sich katholische Menschen in rom-unabhängigen Kirchengemeinden. Erste Gemeindegründungen in Östereich gab es in Wien und Ried im Innkreis. 1889 tritt die Kirche der Utrechter Union bei - ein mittlerweile weltweiter Zusammenschluss von rom-unabhängigen katholischen Kirchen, die durch ihre Bischöfe vertreten werden (Internationale Bischofskonferenz - IBK).
Regelmäßig trafen und treffen sich Vertreter aller altkatholischen Kirchengemeinden in Österreich zu verbindlichen Beratungen über die Zukunft der Kirche (Synoden). Schon auf den ersten Synoden wurde ein eigenständiger Weg beschritten: Das Pflichtzölibat für Priester wurde aufgehoben, die Muttersprache im Gottesdienst eingeführt (Römisch-katholische Kirche ca. 70 Jahre später).
Daraus entwickelte sich das Bewusstsein, die Alte Kirche der ersten vier Jahrhunderte in der aktuellen Zeit zum Leuchten zu bringen. So übersetzen wir gerne "altkatholisch" mit: "gemäß der Alten Kirche". Auf Grund vieler wissenschaftlicher Untersuchungen (katholische, evangelische Universitäten) sehen wir uns in unserer Haltung einer modernen katholischen Kirche bestätigt. Sie ist die Fortführung einer offenen, lebenszugewandten und tiefgläubigen Kirche der ersten Jahrhunderte.